6.12.2023

Zwei Jahre FINMA-Direktunterstellung – eine Zwischenbilanz von VRP Gian Rossi

Seit 2023 brauchen alle Vermögensverwalter in der Schweiz eine Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA). Im Gegensatz zu den meisten anderen Finanzdienstleistern hat sich NTP für die sogenannte grosse Bewilligung beworben – als Verwalter von Kollektivvermögen. Warum?

‍Zu unserem Kundenportfolio gehören seit Jahren neben vermögenden Privatkunden auch Mandate von Pensionskassen. Mit der Bewilligung als Verwalter von Kollektivvermögen sind wir direkt der FINMA unterstellt und können weiterhin Vermögenswerte von Vorsorgeeinrichtungen betreuen. Zudem erlaubt uns die höhere Bewilligungsstufe, in Zukunft zusätzliche Geschäftsfelder zu erschliessen.


Was bedeutete dieser Entscheid für das Unternehmen?

Dem Erhalt der Bewilligung gingen lange und intensive Vorbereitungen voraus. Operativ und strategisch ist NTP zwar gewachsen, doch die Werte und die Mitarbeitenden von früher sind noch immer dieselben. Wir legen grossen Wert auf Kontinuität – daran hat sich nichts geändert. Auf die Organisation allerdings hatte die Direktunterstellung einen grossen Einfluss, da umfangreiche Anforderungen an die Bewilligung geknüpft sind.

Was beinhalten diese Anforderungen?

Wir verpflichten uns als Finanzdienstleister, die höchsten Standards zu erfüllen und sämtliche Regulatorien einzuhalten. Dazu gehören insbesondere strenge Eigenmittelvorschriften, ein umfassendes Risikomanagement und Kontrollsystem, ein unabhängiges externes Risk- und Compliance-Management und ein doppelt so grosser und mehrheitlich unabhängiger Verwaltungsrat. Herbert Novak und Roger Thurnheer, bis März 2022 alleinige Inhaber der NTP, beteiligten zusammen mit mir auch die langjährigen Mitarbeitenden Roman Eberle und Philipp Hodel am Unternehmen. Sandra Schlöffel stiess als COO und zusätzliches Mitglied der Geschäftsleitung zu NTP. Der Effort, um alle Anforderungen zu erfüllen, war gross – ebenso wie der administrative und personelle Aufwand zusätzlich zum Tagesgeschäft. NTP ist schweizweit eine von nur wenigen inhabergeführten Vermögensverwaltern, die diese Anforderungen erfüllen konnten – und wollten.


Was hat sich seither für die Kundinnen und Kunden geändert?

NTP hat sich seit jeher sehr hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards verpflichtet. Mit der FINMA-Direktunterstellung wurden die Prozesse weiter formalisiert und das Regelwerk verstärkt. So können wir sämtliche aufsichtsrechtlichen Verhaltensregeln und die strengen Risk- und Compliance-Vorschriften jederzeit erfüllen. Für unsere Kundinnen und Kunden ist dies eine zusätzliche Garantie, dass die Verwaltung ihres Vermögens innerhalb der geltenden regulatorischen Rahmenbedingungen geschieht. Der Schutz der Anlegerinnen und Anleger und die Wahrung ihrer Interessen stehen immer im Zentrum unseres Denkens und Handelns.


Welche Rückmeldungen zur Direktunterstellung gab es von der Kundschaft und den Geschäftspartnern?

Wir erleben gerade wieder Zeiten grosser Unsicherheit. Globale Krisen, eine weltpolitisch instabile Lage und Finanzinstitute, die in der Kritik stehen, prägen das Weltbild. Verlässliche und vertrauenswürdige Partner geben Sicherheit – insbesondere, wenn es um das eigene Vermögen geht. Seit der Gründung im Jahr 1995 hat NTP manche turbulenten Zeiten erlebt und die Kundinnen und Kunden immer sicher durch alle Stürme begleitet. Unsere Wertehaltung, die konservative und transparente Anlagephilosophie, die hervorragende Eigenmittelsituation und die an die FINMA-Bewilligung geknüpften Vorgaben geben zusätzlich Sicherheit. Die Rückmeldungen seitens Kundschaft und Partner sind durchwegs positiv.


Welche Zwischenbilanz seit Erhalt der Bewilligung als Verwalter von Kollektivvermögen ziehst du als Verwaltungsratspräsident?

Die mit der FINMA-Direktunterstellung verbundene Weiterentwicklung der Organisations- und Führungsprozesse hat das Unternehmen vorwärts gebracht. Wir bewegen uns hinsichtlich Qualitätsstandards in der obersten Liga der Schweizer Finanzinstitute und bieten unserer Kundschaft weiterhin die Vorteile einer inhabergeführten Vermögensverwaltungsfirma. Dies ist eine wichtige Stärke der NTP und einer der Gründe für unsere langjährigen vertrauensbasierten Kundenbeziehungen. Meine Zwischenbilanz ist durchwegs positiv.


Im Gespräch hast du die Verdoppelung des Verwaltungsrats um drei externe Mitglieder erwähnt – alle sind Unternehmer. War das ein Kriterium?

Unternehmerisches Denken und Kenntnisse darüber, wie ein KMU wie unseres funktioniert, waren sicherlich Pluspunkte. Noch wichtiger jedoch waren die Kernkompetenzen auf zukunftsweisenden Gebieten. Die neuen VR-Mitglieder sind ausgewiesene Experten in den Bereichen Personalentwicklung, Informationstechnologie und Recht. Mit Jan Brinker, Partner und Mitinhaber von Dr. Nadig und Partner AG, Markus Büchel, Gründungs- und Verwaltungsratsmitglied der Braingroup AG, und Stephan Keller, Inhaber und Rechtsanwalt bei Keller Rechtsanwälte, stehen uns bewährte Experten zur Seite.


Wohin soll die Reise künftig gehen?

Wir hatten nie den Anspruch, zu den Grössten zu gehören, sondern zu den Besten. Die FINMA-Bewilligung unterstreicht dies. Unsere Werte beruhen auf direktem Kundenkontakt und langjährigen, vertrauensvollen Kundenbeziehungen – das wird auch in Zukunft so sein. Wir denken nicht in Quartalen, sondern haben eine auf Jahre ausgelegte Strategie, die von allen Beteiligten zu 100 Prozent unterstützt wird.


Du selbst bist seit 2020 VRP und seit 2022 Partner bei NTP; davor warst du unter anderem CEO von Julius Bär Schweiz. Wie kannst du zur Entwicklung von NTP beitragen?

Während meiner Laufbahn konnte ich viel Wissen über regulatorische Anforderungen, organisches Wachstum und Geschäftsentwicklung im Finanzbereich erwerben. Auch mit der Integration von Banken und Vermögensverwaltern, die ihre Geschäfte aufgeben wollen oder eine Nachfolgelösung anstreben, kenne ich mich sehr gut aus. Ich konnte viele kleinere und grössere Transaktionen im In- und Ausland erfolgreich begleiten. Im operativen Geschäft trug ich während vieler Jahre als Geschäftsleitungsmitglied die Verantwortung für das Depotbankengeschäft im Segment der Vermögensverwalter. In all den oben erwähnten Themen bringt auch Sandra Schlöffel, COO und Mitglied der Geschäftsleitung bei NTP, viel Erfahrung mit. Zusammen mit den geschäftsführenden Inhabern Herbert Novak und Roger Thurnheer sind wir in der Branche sehr gut vernetzt und führen regelmässig Gespräche mit Vermögensverwaltern, die im Zuge ihrer Nachfolgeregelung stabile und langfristige Lösungen suchen.

Was sind die Gründe für die positive Entwicklung?

Aufgrund der Rahmenbedingungen und des guten Rufs, den wir über all die Jahre aufgebaut haben, können sich viele mögliche Partner und Kunden wie auch potenzielle Mitarbeitende mit NTP identifizieren. Gerade hinsichtlich der Integration von anderen Vermögensverwaltern sind unsere Infrastruktur und Organisation sehr gut aufgestellt. Eine Stärke von NTP ist, dass wir schon immer darauf geachtet haben, unsere Mitarbeiterstruktur zu verjüngen und die Kompetenzen laufend zu ergänzen. Trends und neue Geschäfts- und Betreuungsfelder prüfen wir regelmässig. Wo sinnvoll, schliessen wir mit Branchen- und Themenleadern strategische Partnerschaften ab. Jüngste Beispiele davon sind PensExpert mit Freizügigkeitslösungen und Go4Balance im Nachhaltigkeitsbereich.

Wie siehst du die Entwicklung des Vermögensverwaltungsgeschäfts in den nächsten Jahren?

Meine Beobachtungen und Erfahrungen in den vielen Jahren im Bank- und Finanzbereich lassen folgende Prognosen zu:

A) Die Regulierung und die damit verbundenen Anforderungen werden weiter massiv zunehmen, was zu einer Marktbereinigung führen wird.

B) Wer sich auf gewisse Kundensegmente und Zielmärkte fokussiert und sich nicht verzettelt, hat eine tragfähige Zukunft.

C) Was in anderen Industrien schon lange gilt, ist auch im Finanzbereich angekommen: Wer sich technologisch, inhaltlich und personell weiterentwickelt und Veränderung als Chance sieht, wird sich auch in Zukunft behaupten können und langfristig erfolgreich sein.

Vielen Dank, Gian Rossi für das Gespräch und deine Unterstützung als VRP.

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